Was ist Handlungsveränderndes Malen©, HVM©
Ziel bei dieser innovativen kunsttherapeutischen Methode, von Michaela und Alfred Niedecken 2011 entwickelt, ist in kleinen Schritten step by step, alte, vertraute aber oft auch einschränkende, wiederkehrende Verhaltens- und Lebensmuster zu verändern und zu verlassen. Sie ermöglicht neues, wachstumsförderndes Handeln.
Malerfahrung oder künstlerische Vorbildung sind ausdrücklich nicht erforderlich. Die meisten Menschen hören irgendwann im Übergang von der Kindheit zur Jugend auf, zu malen. Sie staunen und nicht zu selten schämen sie sich für ihre, wie in „Kindertechnik“ gemalten und „kindlich“ aussehenden Bilder. Doch gerade diese selbstgemalten Bilder sind so einmalig wertvoll und authentisch. Genau diese, nicht nach künstlerischen Regeln standardisierten Bilder sind in der Maltherapie entscheidend.
Im geschützten Raum des Malateliers „Tiny Habits“ trainieren
Nachdem das Anliegen und die Zielvereinbarung im Gespräch zwischen der malenden Person und der Kunsttherapeutin, dem Kunsttherapeuten in wertschätzender und achtsamer Begleitung formuliert wurde, wird gemeinsam eine Malempfehlung für das erste Bild ermittelt. Durch langsames Malen findet sich im geschützten Raum des Malateliers das Bild, wird sichtbar und dadurch auch fühlbar. Das hilft der malenden Person sich mit ihren Gefühlen und Zielen auseinanderzusetzen.
Der Ansatz Handlungsveränderndes Malen© verfolgt das Prinzip der „Tiny Stepps“, bei dem kleine, überschaubare Schritte hin in Richtung zur Handlungsveränderung unternommen werden. Diese Methode minimiert das Risiko das „Stolperns“, da ein Fuß im vertrauten Bereich bleibt, während der andere vorsichtig in neue Gefilde vordringt.
Das Gehirn ist ein Bildverarbeitendes Organ und akzeptiert auch selbstgemalte Bilder ähnlich wie eine real erlebte Situation. Deutlich wird diese Fähigkeit, wenn beim Ansehen eines Films unser Körper emotional reagiert, obwohl alles nur ein Film und gespielt ist. Diese Fähigkeit des Gehirns ermöglicht es, eine gemalte Momentaufnahme durch weitere zu ergänzen, sie aber auch zu verändern bis hin zu einem Bild, das in der nahen Zukunft das angestrebte Ziel zeigt.
Durch Handlungsveränderndes Malen© lässt sich eine vergangene oder bestehende, belastende Situation mit ersten kleinen Schritten durch Bearbeitung so verändern, dass sie angenommen und in das Leben integriert werden kann. Die Erfahrung aus diesem Malprozess stärkt die Malenden und zeigt ihnen, wie durch verändertes Handeln, altes Widerfahrenes heilsam bearbeitet werden kann, um dann wieder Hoffnung zu schöpfen, das Schwere im Leben doch zu schaffen. Künftig erinnern sich die Malenden außerhalb des geschützten Malraums an die hilfreiche Malerfahrung, integrieren sie in ihrer weiteren persönlichen Entwicklung und nutzen sie zur Bewältigung anstehender Probleme.
Mit dem neuen Bild vor Augen und dem dadurch ausgelösten neuen Gefühl im Körper gelingt es mit „Tiny Stepps“ verhältnismäßig sicher auf ein entfernteres Ziel zuzugehen. Nach dem ersten kleinen Schritt zur Handlungsveränderung und somit dem Erreichen des ersten Etappenzieles, folgen dann meist in sehr rascher Abfolge die nächsten kleinen Schritte. Die Gefahr zu "stolpern" ist sehr gering. Ein Fuß steht noch im alten vertrauten Bereich, während der andere Fuß sich schon vorsichtig außerhalb befindet. So ist es möglich ihn wieder zurückzuziehen, falls der Schritt zu groß war.
Sicherlich besteht der große Wunsch sich von den, die eigene Lebensqualität einschränkenden Handlungsweisen schnell zu befreien. Aber es zeigt sich auch, dass echte Freiheit oft mit einem Verlust an vermeidlicher Sicherheit einhergeht. Daher ist es wichtig, zunächst mit etwas Ruhe eine stabile Basis zu schaffen, um von ihr ausgehend den neuen Weg zu beschreiten.
Danach folgt im gemeinsamen Gespräch der nächste Malauftrag und der weitere kleine Schritt folgt schnell. Am Ende des Malprozesses steht die Vereinbarung der Verbindlichkeit:
- wann kann dieser erste kleine Schritt zur Handlungsveränderung zeitnah umgesetzt werden?
- braucht es als Erinnerungshilfe ein Skill, wie etwa ein transportabler kleiner Gegenstand aus der Natur oder eines verkleinerten Fotos des gemalten Bildes o.ä.?
- soll eine Rückmeldung an die Malbegleiterin, an den Malbegleiter stattfinden?
Handlungsveränderndes Malen© bringt uns im persönlichen Wachstum, in der eigenen Aktualisierungstendenz und im Erreichen von Zielen weiter. Im geschützten Raum wird mit jedem weiteren Bild und Schritt die veränderte Situation real sichtbar und emotional spürbar. Das neue Gefühl, vom verändert gemalten Bild ausgelöst, wirkt auch auf das Gehirn. Mit diesem Gefühl der gelungenen Veränderung im Körper reagiert das neuronale Belohnungssystem mit der Ausschüttung von „Glücksbotenstoffen“. Das Belohnungserwartungssystem motiviert zu weiteren Schritten.
Durch diese strukturierte und kreative Herangehensweise wird Handlungsveränderndes Malen© zu einem wertvollen Werkzeug für Alle, die bereit sind sich auf den Weg der Veränderung zu begeben.